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Wir haben gewählt - aber wie?
Als ich am Wahlabend die Ergebnisse der einzelnen Wahllokale der Gemeinde mitgeteilt bekommen habe, war ich schockiert. Wir Unterbreizbacher, Räsaer, Pferdsdorfer, Sünnaer und Hofgemeindler haben bei der Landtagswahl genauso gewählt, wie der Rest der Thüringer. Und hierüber war ich zu tiefst erschrocken. Jeder vierte Mitbürger hat eine Partei gewählt, dessen Vorsitzender nach Beschluss eines ordentlichen Gerichtes „Faschist“ genannt werden darf. Eine Partei, die eine neue politische Wende propagiert:
„Wenn einmal die Wendezeit gekommen ist, dann machen wir Deutsche keine halben Sachen, dann werden die Schutthalden der Moderne beseitigt“.
Hatten wir das alles nicht schon mal? Auch wenn das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte rund 80 Jahre zurückliegt, sollten die Erinnerungen bzw. das Wissen über diese Zeit doch immer allgegenwärtig sein. Waren es früher die Juden, die für die Probleme verantwortlich gemacht wurden - sind es heute die Ausländer. Ich will auf keinen Fall die Probleme und Gewalttaten, die es insbesondere in den größeren Städten mit einer nicht gelungenen Integration gibt, schönreden. Und hier wurden und werden viele Fehler gemacht. Aber reicht dies aus, um einen derartigen Fremdenhass zu schüren? Nein! Ohne ausländische Arbeitskräfte würden viele Bereiche der deutschen Wirtschaft gar nicht mehr funktionieren und vor einem Zusammenbruch stehen: das Pflege- und Gesundheitswesen, das Bauhandwerk, die Gastronomie, das Speditions- und Logistikunternehmen, die Forstwirtschaft … dies betrifft insbesondere die Bereiche, wo schlecht bezahlt wird oder die Arbeit körperlich schwer ist.
Als Bürgermeister einer kleinen Gemeinde kann ich nur an die Vertreter der demokratischen Parteien appellieren, wieder mehr Bürgernähe zu zeigen – umso die Probleme und Befindlichkeiten der verschiedenen Altersgruppen zu erkennen und auch ernst nehmen. Aber auf der anderen Seite erhoffe ich mir aber auch, dass sich die Bürgerinnen und Bürger nicht von Parolen blenden lassen, sondern Dinge kritisch hinterfragen und sich auch entsprechend engagieren und in das gemeindliche Leben einbringen.
Roland Ernst
Bürgermeister
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